Inklusion in Bayern kommt nur schrittweise voran.

Presse

Die “SPD Arbeitsgemeinschaft Bildung (AfB)” im Bezirk Niederbayern unter der Federführung von Peter Schmid veranstaltete am vergangenen Wochenende in Plattling einen Infoabend “Inklusion in Kommunen gerecht gestalten” zusammen mit dem politischen Vertreter aus dem Bundestag Oliver Kaczmarek , Inklusionssprecher der SPD Bundestagsfraktion, der Inklusionssprecherin im bayerischen Landtag Margit Wild und der Schulrektorin des Förderzentrums St. Notker in Deggendorf Monika Herold-Walther.

Siehe auch Pressetext von PNP/Deggendorf Zeitungs-Internetlink .

Der Veranstaltung am Abend ging eine Sitzung in dem Förderzentrum St. Notker in Deggendorf voraus. Frau Herold-Walther, Leiterin des St. Notker Schule betonte dabei, wie schwer es derzeit ist, eine inklusive Schule in Bayern zu starten. Letztendlich ist es dem Willen der Eltern, der Zähigkeit der Lehrkräfte aus Sonderschule und Grundschule, dem Einsatz der Sozialpädagogen, der Bereitschaft des mobilen Hilfsdienstes und der Motivation der Schulbegleiter zu verdanken, dass die inklusiven Partnerklassen der 1. und 2. Jahrgangsstufe zwischen dem Förderzentrum und der beteiligten Theodor-Eckert-Grundschule heute reibungslos funktionieren. Die Lebenshilfe e.V. als Träger des Förderzentrums St. Notker unterstützt dabei das Inklusionsprojekt finanziell und moralisch.

In der anschließenden Abendveranstaltung im Hotel Zur Isar in Plattling betonte Herr Oliver Kaczmarek die Notwendigkeit, dass die Länder die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention schleunigst umsetzen müssen. Das Bayerische Staatsministerium ist noch in den Startlöchern bei der Mittelvergabe und der Projektzuweisung. Herr Kaczmarek betonte auch, dass das Kooperationsverbot des Bundes und der Länder in dem Bereich der schulischen Bildung für die Inklusionsprojekte sehr schädlich ist. Man ist aber in der Bundestagsfraktion an Lösungen interessiert, um die Länder in speziellen Kooperationsprojekten zu unterstützen.

Frau Margit Wild berichtete von den Bemühungen des bayerischen Kultusministeriums, den Inklusionsgedanken in den Schulen zu verankern. Die Behörde verlieh diese Woche wieder einer grösseren Auswahl von Grundschulen, wenigen Mittelschulen, und gerade mal 4 Gymnasien und 4 Realschulen die Auszeichnung “Schule mit Inklusionsprofil”. Dies zeugt von wenig Ideenreichtum und Willen zur Umsetzung, so ihr nüchternes Ergebnis. In einer Inklusionsklasse zum Beispiel muss das Prinzip des Tandemlehrers beachtet werden. Dies bedeutet, dass in der Regel entweder ein 2. Sonderschullehrer oder ein 2. Sonderpädagoge permanent in einer Klasse anwesend ist. Die rigiden unterschiedlichen Zuständigkeiten seit Jahrzehnten im Ministerialapparat behindern das Zusammenarbeiten von Förderschulen und Regelschulen in besorgniserregendem Masse. Die Grundschulen werden beispielsweise von Schulämtern in Bayern geleitet, die Sonderschulen jedoch nicht. Hier muss sich etwas ändern. Neben der Neuausrichtung zur inklusiven Lehrerausbildung müsste man auch männlichen Bewerbern für diese Berufsgruppe zusätzlich attraktive Bedingungen schaffen.

Frau Monika Herold-Walther überraschte die Zuhörergruppe mit der Tatsache, dass Sonderschullehrer generell eine höhere Bezahlung als Grundschullehrer erhalten, in der Partnerklasse jedoch die Grundschullehrer faktisch die Führung übernehmen müssten. Die Sonderschullehrer finden sich dagegen oft als Pendler zwischen mehreren Schulen wieder. Wenn Sonderschüler in Grundschulklassen integriert sind, verlieren diese Kinder heute die finanziell attraktiveren Sonderregelungen bei der Beförderung, bei der individuellen Förderung und den Lehrmitteln.

Frau Herold-Walther zeigte im Abschluss der Veranstaltung den Zuhöreren in einer Beamershow Beispiele aus dem Unterrichtsleben der beiden Partnerklassen. Sie ist der Überzeugung, dass dieser Weg der Zusammenarbeit von Sonderschule und Regelschule breitflächig auch in Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Angriff genommen werden muss, ohne dass jedoch die Sonderschule in ihrer heutigen Form komplett aufgelöst werden dürfe.

Die Schritte Bayerns in der Anwendung der Inklusion sind zwar momentan sehr kleine Schritte, die aber vom Bezirk Niederbayern aufmerksam verfolgt und oftmals finanziell unterstützt werden, meinte die niederbayerische SPD Bezirksrätin Frau Gudrun Peters.

 
 

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